Inventur und Archivierung im Museum Abtsküche – Heimatkundliche Sammlung

von Detlef Gerull – 2. Vorsitzender Geschichtsverein Heiligenhaus e.V. – Beitrag aus dem Stadtmarketing-Magazin Winter 2025/2026

Inventur und Archivierung, hört sich ja erst einmal langweilig an, ist es aber nicht. Als das Vorstandsgremium des Geschichtsverein Heiligenhaus e.V. im Jahre 2023 beschlossen hat, eine erste Inventarisierung und Archivierung vorzunehmen, standen wir vor einer großen Aufgabe. Die Sammlung war über ca. 40 Jahre hinweg gewachsen, getragen vom Engagement und der Spendenfreude der Bevölkerung. Doch im Laufe der Zeit hatte sich einiges angesammelt: Viele Objekte stehen in der Ausstellung und auch im Keller eines 120 Jahre alten Gebäudes, manches war beschriftet, anderes nicht. Der Überblick ging zunehmend verloren. Uns wurde klar: Wenn wir die Geschichte unserer Region bewahren wollen, brauchen wir ein Sammlungskonzept und eine systematische Erfassung.

Am Anfang stand die einfache Frage: Wo fangen wir an? Damit das Vorhaben nicht im Chaos endete, organisierten wir uns. Ein kleines Team von Ehrenamtlichen fand sich zusammen. Zunächst machten wir uns ein Bild vom Zustand der Sammlung. Wir kamen zu dem Entschluss, ohne professionelle Unterstützung werden wir das nicht schaffen und nahmen Kontakt mit dem LVR – Landschaftsverband Rheinland auf. Dieser unterstützte uns mit Fördermitteln für Beratung und notwendiges Equipment. Durch ein Unternehmen für Museumsberatung wurde gemeinsam ein Sammlungskonzept erstellt und auch Schulungen zum Umgang mit Museumsobjekten bei der Inventarisierung und Archivierung durchgeführt. Die Auswahl einer museumsgerechten und zukunftsorientierten Datenbank war ebenfalls notwendig.

Wir einigten uns darauf, zuerst die Objekte in der Ausstellung zu erfassen und auf eine klare Struktur: Jedes Stück bekommt eine Nummer, eine kurze Beschreibung, Angaben zu Herkunft und Zustand sowie den Hinweis, wo es aufbewahrt wir.

Arbeitsplatz

Arbeitsplatz

 

Die praktische Arbeit begann. Stück für Stück nahmen und nehmen wir die Objekte in die Hand. Zuerst werden die Objekte nummeriert, die wesentlichen Daten auf einem Datenblatt erfasst, gemessen, fotografiert

und schließlich in eine Datenbank eingetragen. Bei manchen Dingen geht es schnell:

Fotostudio

Fotostudio
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Ein Kochtopf aus den 1950er-Jahren ist leicht zu beschreiben. Andere Objekte verlangen mehr Geduld. Bei der Erfassung der Objekte aus der Schuhmacherwerkstatt hatten wir sehr große Hilfe. Der 87-jährige Schuhmachersohn Hermann Schmidt kannte die Werkzeuge seines Vaters Josef mit Namen und führte uns die Anwendungen auch vor. Ein Beispiel dazu: ein Lederriemen mit Schnalle, den wir als einfachen Gürtel angesehen hatten, war ein Werkzeug des Schuhmachers (Knieriemen zum Halten eines Schuh‘s auf dem Oberschenkel, damit beide Hände arbeiten konnten, s. Bild 3).

Diese Mischung aus Handarbeit und Spurensuche macht die Arbeit spannend – auch wenn sie manchmal mühsam ist. Mittlerweile wurden ca.1.400 Objekte erfasst und bestmöglich beschrieben.

 

Natürlich gibt es auch Hindernisse. Unsere Zeit war und ist begrenzt, das Fachwissen nicht immer vorhanden. Oft half uns die Recherche im Internet oder der Austausch mit anderen kleinen Museen. Wir lernten und lernen im Tun – Schritt für Schritt, manchmal mit Umwegen, aber immer mit der Überzeugung, dass es sich lohnt.

Nach einigen Monaten konnten wir erste Erfolge sehen. Plötzlich wird klar, was wir überhaupt besitzen. Wir entdeckten Dinge wieder, die beinahe in Vergessenheit geraten wären. Besucher freuen sich

Schumacher-Knieriemen

Schumacher-Knieriemen

über Geschichten, die wir nun besser erzählen können. Und auch für uns Ehrenamtliche ist es ein gutes Gefühl, mehr Übersicht zu haben und unsere Arbeit professioneller wirken zu lassen.

Heute wissen wir: Das ist nur der Anfang. Das Inventar muss gepflegt und regelmäßig ergänzt werden. Die Objekte im Archivkeller müssen gesichtet, sortiert und erfasst werden. Bedingt durch einen Wasserschaden musste das Archiv komplett ausgeräumt und instandgesetzt werden. Hierzu unseren herzlichen Dank an die Stadt Heiligenhaus.

Langfristig möchten wir auch die Digitalisierung anstoßen, damit unsere Sammlung auch anderen leichter zugänglich wird. Doch der wichtigste Schritt ist getan: Wir haben ein Fundament gelegt, auf dem wir und zukünftige Ehrenamtler*innen weiterarbeiten können.

Am Ende zählt vor allem die Freude an der gemeinsamen Arbeit. Auch wenn es viel Mühe gekostet hat, war und ist es lohnend, die Dinge unserer Heimat zu sichern und sie für kommende Generationen bewahrbar und sichtbar zu machen. Hiermit möchte ich unserem Inventarisierungsteam (Bild 4) recht herzlich danken.

Vielleicht haben Sie auch Interesse bei uns mitzumachen, vielleicht als Fotograf oder für die Recherche oder erst einmal als Zuschauer. Kommen Sie in unser Museum Abtsküche, das Team trifft sich jeden Mittwoch von 09.30 bis 12.30 Uhr.

Das Team

Das Team