Gäste aus Wuppertal: Knut und Jutta Lippmann wollten sich die Vernissage am Sonntagmorgen nicht entgehen lassen.

Heiligenhaus.   Exponate aus Heiligenhaus zeigen, wie sich die Arbeitsgeräte seit der Zeit der Keilschrift geändert haben. Die Austellung läuft bis zum 10. Juni.

Gewohnt liebevoll und detailverliebt hat Kustos Reinhard Schneider die Exponate der neuen Sonderausstellung „Im Büro“ arrangiert, die jetzt im Museum Abtsküche eröffnet wurde. Erstmals als Bürgermeister und damit als „Herr über die meisten Büros in Heiligenhaus“ war Michael Beck am Sonntagmorgen bei der Vernissage dabei und sprang jedoch zunächst gut 5000 Jahre in die Vergangenheit – denn dort beginnt die Ausstellung, mit der Keilschrift der Sumerer und den Hieroglyphen der Ägypter.

„Schreibmaschine und Telefon machten das Büro erstmals

feminin“, sagte Bürgermeister Michael Beck und spielte darauf an,

dass zuvor vor allem Männer im Büro und im Kontor gearbeitet

hatten. 

Doch die meisten Stücke sind aus moderneren Zeiten, meist aus dem 20. Jahrhundert. Sie dokumentieren unter anderem den „wahnsinnigen Wandel zu einer Dienstleistungsgesellschaft“, so der Vorsitzende des Geschichtsvereins Reinhard Schulze Neuhoff. Es würden sich in den Vitrinen auch „einige echte Schätze“ befinden. Für den Kustos sind das etwa zwei Briefmarkenbefeuchter aus Glas – „die kannte ich vorher gar nicht.“

„Die Liebe zum Detail zeichnet das Museum aus“

Dagegen freuen sich gerade viele der älteren Museumsbesucher über die Bürogeräte, die sie noch kennen. Darunter Schreibmaschinen und Telefone aus längst vergangenen Jahrzehnten, so ist die erste Telefonzentrale der Stadtverwaltung (um 1920) ebenso dabei wie das erste Mobilfunktelefon von Ex-Stadtdirektor Dr. Werner May (1994).

„Ich finde es sehr spannend“, sagt Constanze Kerrutt, die selbst im Büro arbeitet, aber mit ihren 30 Jahren bei den meisten Exponaten keine nostalgischen Gefühle bekommt. Ihr gefällt jedoch vor allem „die Liebe zum Detail. Das zeichnet das Museum aus“. Die Vitrinen seien mit so viel Bedacht bestückt, ergänzt ihr Vater Alexander Kerrutt, dass man mit einem kurzen Besuch gar nicht die Tiefe der Ausstellung erfassen könne. Er selbst hat seine Brieföffnersammlung ans Museum ausgeliehen und rät allen Interessierten, Zeit mitzubringen und vor allem die erklärenden Texte zu lesen. Dann könne man wirklich staunen: zum Beispiel über eine transportierbare Kopierpresse, einem Vorgänger des Fotokopierers.

Sammlungen zeigen Büroklammern und Brieföffner

„Ich habe gestaunt, besonders über die Klämmerkes“, sagt Gisela Wagner über die Auswahl bunter Büroklammern; eine weitere Sammlung zeigt Bleistifte. Wagner erinnere sich noch gut an den Krach, den 20 klackernde Schreibmaschinen in einem Großraumbüro machten.

Kustos Reinhard Schneider verbindet ebenfalls viele Erinnerungen mit der neuen Ausstellung. Er habe 1972 bei der Verwaltung angefangen und damals Geräte im Büro benutzt, „die heute unvorstellbar sind“, und einige davon seien jetzt natürlich im Museum zu sehen.

Nicht nur interessant für Beamte mit einem Faible für Bürokratie

Gerne hätten er und Bürgermeister Michael Beck auch noch weitere solcher Schätze aus der Stadtverwaltung gezeigt, etwa einen wuchtigen Holzschreibtisch früherer Stadtdirektoren, der auf dem Dachboden gelagert war. Doch er und andere alte Schätzchen seien aus Brandschutzgründen leider entsorgt worden.

Selbst ohne diesen Stadtdirektortisch bietet das Museum Abtsküche eine spannende Entdeckungstour durch die Geschichte des Büros – und das längst nicht nur für Beamten mit einem Faible für Bürokratie.

>>> Dreimal pro Woche geöffnet

  • Die neue Ausstellung „Im Büro“ im Museum Abtsküche an der Abtskücher Straße 37 läuft bis zum Sonntag, 10. Juni.
  • Öffnungszeiten: mittwochs 15 bis 18 Uhr, samstags 13 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr. An Feiertagen gibt es Sonderregelungen.
  • Zudem kann die Ausstellung nach telefonischer Vereinbarung außerhalb der normalen Zeiten besichtigt werden: 02056/ 68687.

QUELLE: WAZ / AUTOR: Oliver Kühn / FOTO: Alexandra Roth