Lageplan Abtsküche
(Karte: Stadt Heiligenhaus Euroga 2002)

Bereits 847 war das Gebiet der Abtsküche besiedelt, was eine Schenkungsurkunde des fränkischen Adligen Uuolf (Unolf, Wolf) von Hestratescethe aus diesem Jahr beweist. Er übertrug der Abtei Werden sein Erbe in der Villa (Weiler) Hestratescethe (Hetterscheidt), alles, was er in dem Weiler besaß, nämlich: „…Ländereien, Wälder, Weiden, Gewässer und Wasserläufe…“. Ein Haus im Sinne von Gutshaus oder Rittergut mag damals vorhanden gewesen sein, in der Schenkungsurkunde wird es aber nicht beschrieben.

Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts nutzten die Werdener Äbte einen, „Abtsküche“ genannten, Hof mit einer Kapelle als sommerlichen Erholungsort (urkundlich auch „Prinzipalbehausung“ genannt).

Zuvor, erstmals schriftlich belegt im Jahre 1458, befand sich im Bereich der Abtsküche ein Schloss oder Herrenhaus („slot to Heytterscheiden“) sowie ein Gutshof. Es wurde zwischen einem „oversten huys“, in dem der Abt von Werden gelegentlich wohnte, und einem „bouhuys“ auf dem Hetterscheidter Hofgelände unterschieden. Man konnte sogar nachweisen, dass das „slot“ ein Steinbau mit einer Aula (Versammlungsraum) war, um den sich eine Mauer zog. Der genaue Standort und Aussehen sind jedoch bis heute nicht geklärt.

Während Hetterscheidt im 11. und 12. Jahrhundert den Werdener Äbten höchstens als Übernachtungs- und Station zum Pferdewechsel gedient hatte, wurden Ausbauarbeiten erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts deutlich. Aus dieser Zeit sind aber allenfalls Steinfragmente erhalten (Museum Abtsküche).

(Rolf Watty unter Mitarbeit von Dr. Eva Winkler: Cis Hilinciweg 8/2005)

Viele Jahre noch lebte die Familie Hetterscheidt auf dem Hof, teils als Lehnsnehmer, teils als Eigentümer. So existieren im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf Urkunden zu Verkaufsverhandlungen über einen Rückkauf des Hofes Hetterscheidt aus dem Jahre 1317. Die Abtei Werden verhandelte mit Rutger Hetterschede, dem der Hof inzwischen „ab antiquo“ (von alters her) gehörte (n. Dr. Ria Füngling). Der letzte der Hetterscheidt–Nachkommen war bis ca. 1438 dort ansässig. Danach belehnte der Abt Johann von Strecke einen Verwandten mit dem Hof.

(Werner Hetterscheidt/ Rolf Watty: Cis Hilinciweg 17/2017)  

Erhebliche Umbau- und Erweiterungsbauten erfuhr das Schloss unter Abt Johann von Groningen (1517 – 1540). Das Schloss hatte nun eine eigene Kapelle und eine „Aula“, d.h. einen Repräsentationssaal.

In den Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges war das Schloss zwar beschädigt worden, aber in der Substanz erhalten geblieben. Abt Hugo Preutaeus (1614 – 1646), der aktiv am Krieg teilgenommen hatte und 1640 nach Werden zurückgekehrt war, zog sich erschöpft aus dem unmittelbaren Klosterbetrieb nach Hetterscheidt zurück. Er ließ das Schloss mit “anderen neuen und notwendigen Gebäuden aufs Beste ausstatten“ und umgab es mit einer neuen Mauer. So wurde Schloss Hetterscheidt zu einem angemessenen Reichsfürstensitz.

(Rolf Watty, Cis Hilinciweg 12/2009)

Auf vier verschiedenen erhaltenen Karten ist die äbtliche Residenz schematisch dargestellt: Als Wasserburg 1582, als Ansammlung von Gebäuden mit zwei Türmen in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts und, etwas später einmal, 1783, wird es sogar als „slot“ (Schloss) bezeichnet. Verlässlicher ist wahrscheinlich eine Karte von Erich Philipp Ploennies in Topographia Ducatus Montani aus dem Jahr 1715. Sie enthält Symbole zu Schlössern in der Umgebung, zu Klöstern, Höfen, Kapellen etc. Für die „Abtsköck“ wird für das dazugehörige Symbol in der Legende die Erklärung „Adelichhaus“ angegeben. Es ist also eine adelige Residenz und kein „Schloss“ im heutigen Sinn.

Bereits 1759 stürzte die Kapelle ein und acht Jahre später erlitt das Haupthaus das gleiche Schicksal. 1802 wird der Pächter H. L. Barnscheidt laut Vertrag vom Werdener Abt Beda verpflichtet, beim Wiederaufbau der Residenz mit Handdiensten behilflich zu sein. Mit der Säkularisation 1803 fühlte er sich aber von dieser Verpflichtung entbunden und hinterließ wahrscheinlich nur einen Meter vom errichteten Stumpf des alten Wehrturms.

Vermutlich diente die Ruine des „Schlosses“ als „Steinbruch“ für den Bau umliegender Höfe, in deren Wänden man besonders auffällige Bauelemente entdecken kann, die aus dem verfallenen adligen Haus stammen könnten.

(Rolf Watty: Steine erzählen Hetterscheidter Geschichte: Cis Hilinciweg 8/2005, S.35-42)

 

 

Die Abtsküche in Heiligenhaus Euroga 2002+/Kunstwege

Das Projekt Abtsküche, mit der Einrichtung des Kunstweges, ist der Beitrag der Stadt Heiligenhaus zur EUROGA 2002 plus.

Dazu konnte eine Gruppe junger Künstlerinnen und Künstler begeistert werden, die mit der Auseinandersetzung und Interpretation des Ortes erstaunliche Beiträge entwickelt haben. Aus ihrer Sichtweise wurde Wasser thematisiert und die vorhandenen baulichen Strukturen ergänzt. Visuelle Brücken überspannen die Abtskücher Straße, die konzeptionell zum Thema Verkehr betrachtet wurde.

Mit der Installation der Kunst im öffentlichen Raum wurde eine lebhafte Diskussion entfacht, die das kulturelle Leben der Stadt Heiligenhaus und der Region insgesamt bereichert.

Neue Schule Abtsküche – Jakobuskapelle – alte Schule
Foto: Postkarte um 1939
Wehrturm Abtsküche
Foto 1926 – StaH 561
Abtskücher Hof – auch Hof Hetterscheidt genannt
Zeichnung von Lehrer Hellmich 1865 – im Vordergrund die alte Kornmühle
Museum Abtsküche – Neu- und Altbau
der Neubau wurde im Rahmen der Euroga 2002 errichtet – GVH 2019
Euroga 2002 – Goldschlange
Künstlerin Birgitt Werres – Foto: Thomas Jung
Euroga 2002 – 100 Jahre Einsamkeit
Künstler Mathias Lanfer
Euroga 2002 – Schwinge
Künstlerin Doris Halfmann
Die Installation ist leider nicht mehr vorhanden
Euroga 2002 – Wehrturm – Xenegenealogie
Künstler Cristof Hartmann und Marie-Charlotte Hoffmann