Dampfziegelei Mannertz mit Tongrube 1929 zwischen Industriestraße und Ziegelstraße
Ausschnitt Postkarte: StaH 183
Warum heißt die Ziegelstraße Ziegelstraße? Man kann es erraten, aber die Geschichte dieses Ortes ist kaum jemandem bekannt. Auf dem Areal lagen früher eine Tongrube zum Abbau des Rohstoffes für die Ziegelproduktion, der Ringofen, in dem die Ziegel gebrannt wurden, das Maschinenhaus, die Trockenschuppen und das Presshaus. Über Jahrzehnte prägte dieser Industriekomplex mit dem langen Schornstein das Heiligenhauser Gemeindebild.
Jahrhundertelang wurden Ziegel in nur einmal benutzbaren Feldbrandmeilern hergestellt, wozu viel Holz und Kohle benötigt wurde. Die Brenndauer betrug mehrere Monate und der Ausschuss war enorm hoch. Die Erfindung des Ringofens im Jahr 1858 stellte eine Revolution für die Ziegelherstellung dar. In einem ringförmig angelegten, durch Kammern unterteilten Ofen war es möglich, den Brand durch unterschiedliche Belüftung von Sektion zu Sektion, quasi wie eine „wandernde Hitze“, zu steuern. Dadurch konnte die Brennzeit sehr stark verkürzt und der Ausschuss durch eine verbesserte Qualität enorm reduziert werden.
Diese neue Technik des Dampfziegelverfahrens wurde ab 1888 auch bei der Firma Mannertz eingeführt. Im Adressbuch von 1892 heißt es: „W. Mannertz, Ringofenziegelei und Bauunternehmer, Heiligenhaus 265“. Im Adressbuch von 1906/07 wird ergänzt: „Eigener Bahnanschluss Heiligenhaus-Hösel“. Dieses war ein nicht zu unterschätzender Werbe- und Wirtschaftsfaktor für das Unternehmen, konnten doch die produzierten Ziegel unmittelbar vom Firmengelände über die Bahn nach Hösel und weiter nach Düsseldorf transportiert werden. Das schnelle Wachstum der Industrie und der Bevölkerung in Düsseldorf
führte zu einem explodierenden Bedarf an Ziegelsteinen für den Bau von Fabriken und Wohnungen – Ziegelbauten also, die noch heute das Bild vieler Stadtteile Düsseldorfs prägen.
Der zur Neige gehende Rohstoff Ton (Lehm) in der kleinen Tongrube an der Ziegelstraße, aber insbesondere die neuen Betonbautechniken läuteten nach dem 2. Weltkrieg das Ende der Ringofenziegelei in Heiligenhaus, aber auch in ganz Deutschland, ein.
Die „Niederbergische Wülfrather Zeitung“ berichtete am 19. Mai und 10. August 1954:
„Seit Monaten sind die Brennöfen der Heiligenhauser Ziegelei erkaltet und der höchste Schornstein raucht nicht mehr. Es ist still geworden um dieses Gelände, wo einst die Ziegelbäcker ihrem Handwerk nachgingen und unter dem schützenden Dach der Trockenanlage Millionen von Ziegelsteinen den lauen Lüften ausgesetzt waren. Schon lange rührt dort kein Steinbrecher und Ziegelbäcker mehr die schwieligen Hände. Sie waren damals von weit weg hergekommen, um hier ihr Brot zu verdienen. Viele stammten aus Ostpreußen. 30.000 Lehmformen hatte man täglich produziert. Die Jahresproduktion war auf mehr als 4 Millionen Ziegelsteine angewachsen.“
Ziegelei Mannertz 1950
im Vordergrund die Tongrube
Foto: StaH 18729
Ausschnitt Luftaufnahme Heiligenhaus 1970
Von unten links nach oben rechts das ehemalige Ziegeleigelände
StaH 21488