Gut Rossdelle Kettwiger Str 140 vorm. Isenbügel 5, mit Blick auf Heiligenhaus
Foto: ca. 1925 – StaH 463

 

Das Haus Rossdelle, westlich von Haus Hetterscheidt im sogenannten „Rosenthal“ am Vogelsangbach gelegen und deshalb bereits um 1400 urkundlich „Rosdelle“ oder auch „Rosendelle“ genannt, war lange im Besitz der Abtei Werden und wurde von ihr als Lehen verpachtet und vom jeweiligen Lehnsnehmer bewirtschaftet. Der Abt hatte in den angrenzenden Wäldern und Bächen das Jagd- und Fischrecht.

In einer Lehnsgüterkarte, die allerdings aus dem 17. Jahrhundert stammt, finden wir eine skizzenhafte Darstellung der „Roosendelle“ (Rheinischer Städteatlas, Heiligenhaus, Tafel Nr. 4): Ein Wehrturm mit einem größeren Steinhaus links und einem kleineren Anbau rechts. Man muss davon ausgehen, dass die „Rossdelle“ im 15. Jahrhundert eine ähnliche Baustruktur aufwies, denn sie wurde zu dieser Zeit zum standesgemäßen Wohnsitz eines Angehörigen des niederen Adels. Im Jahr 1474 verloren der Werdener Abt Konrad von Gleichen und dessen Stellvertreter, der Probst Wilhelm von Reifferscheid, Amt und Würden. 6. August 1474: „Der Bischof von Utrecht David von Burgund macht, … allen Christgläubigen bekannt, was ihm der Herzog von Kleve über den Zustand des Klosters Werden mitgeteilt hat. Das Kloster müsse jetzt große Armut erdulden, das früher in der Lage war, an andere Almosen auszuteilen. Einige Visitatoren haben Abt, Prior und Brüder wegen ihrer verabscheuungswürdigen Lebensführung abgesetzt und sie durch andere regulär lebende Mönche ersetzt“

(Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Band 122.14.7, Werden-Urkunden-Neuverzeichnis 802 – 1480, S. 332)

Den beiden Würdenträgern wurde vorgeworfen, durch den Verkauf kirchlichen Inventars das Kloster in den Ruin getrieben zu haben und verantwortlich zu sein für den geistigen Niedergang und den moralischen Verfall innerhalb der Klostergemeinschaft.

Abt Konrad von Gleichen erhielt als Ruhesitz das Haus Hetterscheidt an der Abtsküche als standesgemäße Unterkunft zugewiesen und Probst Wilhelm von Reifferscheid das Gut Rossdelle. Als Ruhestandssitz für zwei Adlige waren die „Häuser“ sicherlich komfortabel und ihrem Stand als ehemalige kirchliche Würdenträger entsprechend eingerichtet und ausgestattet.

Nachdem Wilhelm von Reifferscheid sein adeliges Erbe dem Kloster vermacht und er ein aufrichtiges Reuebekenntnis abgelegt hatte, wurde er gemäß einer Quelle wahrscheinlich wieder in den klösterlichen Konvent in Werden aufgenommen. Er verstarb im Jahr 1506 und die Rossdelle gelangte wieder in den Besitz des Klosters.

In der Folgezeit hatte die Rossdelle verschiedene Besitzer, bzw. Pächter. Heute führt das Ehepaar Zilles dieses unter Denkmalschutz stehende Gut als Reitschule. Die ältesten Teile dieses Bauwerks stammen nach Untersuchungen durch das Amt für Bodendenkmalpflege aus dem 16. Jahrhundert.

Gut Rossdelle um 1960
Foto: StaH D801

Gut Rossdelle um 1960er Jahre Winterlandschaft
Foto: StaH 24292

Gut Rossdelle Reitschule Zilles
Foto: Josef Johannes Niedworok 2013