Alte Evangelische Kirche um 1910
Postkarte: HS

Seit dem Einzug der Reformation im Jahre 1560 in Heiligenhaus diente die Mitte des 15. Jahrhunderts für die katholischen Gläubigen erbaute und 1822/23 abgerissene Hubertus-Kapelle am heutigen Kirchplatz den Reformierten und Lutheranern abwechselnd als kleines Gotteshaus. Mit der wachsenden Zahl der Mitglieder beider evangelischer Kirchengemeinden war dieses reparaturbedürftige Gebäude bald zu klein und die Pläne für ein eigenes Kirchenhaus wurden von beiden Gemeinden, getrennt voneinander, verstärkt vorangetrieben.

Um 1700 bauten die reformierten Protestanten ein Predigthaus für regelmäßige Gottesdienste. Zudem errichteten sie eine Schule und einen evangelischen Friedhof. Auch wurden Gemeindegrenzen gezogen. Doch nicht einmal 100 Jahre später waren Predigt- und Schulhaus marode. 1782 erfolgte die Grundsteinlegung der „Alten Kirche“.

Heute gehört die „Alte Kirche“ mitten in Heiligenhaus, am nördlichen Rand des südlichen Stadtgebietes, an der Hauptstraße gelegen (Hausnummer 206), zu den Wahrzeichen der Stadt.

Die Kirche der Reformierten wurde wohl 1780 fertiggestellt und der Turm mit den drei Glocken 1897 eingeweiht. Dank einer großzügigen Spende der Familie Friedrich Laubeck begleitete zudem seit jenem Jahr eine von Orgelbaumeister Friedrich Weigle hergestellte Orgel den Gottesdienst, als Ersatz für das auf der Empore befindliche Instrument aus dem Jahr 1850.

Die lutherische Gemeinde – wesentlich finanzschwächer als die der Reformierten – weihte 1789 an der Hauptstraße (ehemaliges Pastorat) ein eigenes Gotteshaus mit Turm ein, allerdings auf Kosten einer hohen Schuldenlast. Die lutherische Gemeinde konnte

schließlich die Kosten für die Instandhaltung nicht mehr leisten und so wurde die baufällige Kirche 1923 abgerissen und nicht mehr aufgebaut. Nach der Vereinigung der reformierten und lutherischen Gemeinden im Jahr 1918 zu einer evangelischen Gemeinde diente fortan das, heute „Alte Kirche“ genannte, Gebäude als gemeinsames Gotteshaus.

1938 wurde die Kirche renoviert. Um Platz für die wachsende Zahl der Gläubigen zu schaffen, wurde die Weigle-Orgel von der Empore in das nebenan gelegene Pfarrhaus verlagert und die Pfeifen wurden durch die Maueröffnung über der Kanzel hin zum Kirchenraum ausgerichtet. Im Jubiläumsjahr 1980 erhielt die Gemeinde dann die von der Firma Orgelbau Schuke in Potsdam hergestellte und wiederum auf der alten Empore installierte Orgel mit 16 Registern.

Quelle: Horst-Heinrich Müller, 225 Jahre – Ein launiger Spaziergang durch die Geschichte der Alten Kirche in Heiligenhaus, in Cis Hilinciweg Nr. 9

Kanzel in der reformierten Kirche
in den 1930er Jahren
Postkarte: HS

Alte Ev. Kirche Pastorat Eingang
Geschnitzte Haustür
Foto: StaH 50

Alte Ev. Kirche 2018
Postkarte HS