Norbert Fabisch an einer Stellwand mit Bildern und Plänen des ehemaligen Gefängnisses in Essen-Werden. – RP-Foto: Achim Blazy

ANALYSE Die Idee, im November ein Wunschkonzert in den Club zu holen, ist gut. Sie stammt aus dem Kulturbüro, das sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt sehen will, immer nur Folk zu bringen. Auch eine zweite Idee – „Museumslandschaft Absküche“ – verspricht mehr als nur neue, weißbraune Hinweistafeln.

Von Paul Köhnes

HEILIGENHAUS | Rein optisch – und was gewisse Schenkelklopfer-Effekte angeht – dürfte die gigantische Schlumpfparade im Museum Abtsküche noch in bester Erinnerung sein. Das Heimatmuseum lebte und lebt nicht zuletzt auch von schrägen Angeboten. Wie eben die Ausstellung rund um die kleinen, quietschblauen Komiker aus Plastik eines war. Einen Gegenpol dazu liefert die aktuelle Schau, streng geschichtlich orientiert, eher schwarzweiß gehalten, themenbedingt. Aber sehens- und lesenswert ist allemal, was Kurator Norbert Fabisch über historischen Strafvollzug in Werden (und anderswo) zusammengestellt hat und unter schwierigen Bedingungen präsentiert.

Museumsleiterin Monika Voss und Geschichtsvereins-Vizechefin Gerda Gerull sind erkennbar bemüht, Missklänge vergessen zu lassen, die den Start des neuen Teams zu Jahresbeginn bedauerlicher- und unnötigerweise erschwert haben. Ihre Erfahrung mit dem Ausstellungs-Neustart nun: „Man konnte förmlich merken, mit welcher Freude die Besucher das Museum wieder für sich entdeckt haben und den liebgewordenen Charme des Museums wieder erkannt haben. In den zahlreichen Gesprächen haben wir bemerkt, wie sehr sie den Wohlfühlort vermisst haben.“

Wege zu mehr Öffentlichkeit, mit Eröffnungen, Konzerten und Festen sind derzeit noch nicht gangbar, man darf davon aus gehen, das hier im Hintergrund schon hin und her überlegt wird. Der Geschichtsverein ist sicher gut beraten, so viele Interessierte wie möglich zu finden und ins Geschehen einzubinden. Denn auf Sicht wäre nichts fataler als ein Museum im Dornröschenschlaf. Von denen gibt es schon genug.

Eine Art Weckruf verpasst sich interessanterweise auch das Kulturbüro. Ein „Wünsch-dir-was-Konzert“ im Club? Das klingt eher nach Verwegenheit und Kuriosität. Oder glaubt jemand ernsthaft an Ed Sheeran an der Hülsbecker Straße? Wohl kaum. Trotzdem ist die Idee gut, ein wenig Publikumsbefragung an den Start zu bringen. Damit sendet Kulturbüro-Chefin Kathrin Neuhaus zugleich ein Signal, das nicht überhört werden sollte: Selbstverständlich wird Programm gemacht, aber es muss ja nicht fix und fertig konsumierbar daher kommen. Mitdenken ist erlaubt und erwünscht.