Alte Fachwerkschule mit kleiner Kapelle und Glockenturm 1782
Foto: StaH 2466 – CHw 18 S. 37
Ein großer Teil der Bewohner von Hetterscheidt und Tüschen wohnte Mitte des 18. Jahrhunderts auf Gütern der Abtei Werden und war dem Katholizismus treu ergeben. Eine katholische Schule existierte in der Gemeinde nicht und deshalb waren die Kinder dieser Gegend gezwungen, die Schulen ihrer evangelischen Glaubensverwandten zu besuchen, da die katholische Schule in Werden 1,5 Stunden Fußmarsch entfernt lag, die Wege in sehr schlechtem Zustand und von Schulkindern im Winter kaum zu passieren waren. Der Wunsch, eine eigene katholische Schule bauen zu dürfen, wurde am 3.12.1782 durch Karl Philipp Theodor Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, Herzog vonJülich-Berg (1724-1799) bewilligt, nachdem ein Jahr zuvor das Stift zu Werden vom Hof Abtsküche Grund und Boden für diese Baumaßnahmen geschenkt hatte.
Durch Spenden der Bauern und Kollekten konnte die erforderliche Bausumme aufgebracht werden und am 29.04.1783 konnte Wilhelm Rathgeber als erster Lehrer die Schulpforte öffnen. 1858 zählte die einklassige Schule bereits ca. 100 Kinder. Der dort tätige Lehrer verfügte über ein eigenes Zimmer über dem Stall und die Kinder hatten einen Spielplatz neben der Schule.
Hetterscheidt war zum Zeitpunkt des Schulbaus eine katholische Enklave, umschlossen von protestantischem Gebiet und es blieb den dort ansässigen Katholiken sonntäglich nur der lange und beschwerliche Kirchweg zur Pfarre nach Werden – bis zum Jahr 1791. In diesem Jahr erhielt Lehrer Rathgeber vom Abt in Werden die Genehmigung, in der katholischen Schule auch Gottesdienst abzuhalten und dafür einen Anbau errichten zu dürfen, um darin die hl. Messe lesen zu können. Zu diesem Zweck wurde dem Bau eine Apsis angefügt, die durch eine Schiebetür vom
Klassenraum abgetrennt werden konnte. Auch diesmal trugen die Einwohner der Honnschaft Hetterscheidt und Umgebung die Kosten für die Bauarbeiten und die Einrichtung in Höhe von ca. 235 Reichsthalern. Auf dem Dach der Apsis wurde ein kleiner Turm mit einer 1792 gegossenen Glocke errichtet. Der Altartisch mit den Reliquien des hl. Anastasius sowie eines weiteren Märtyrers (Name nicht lesbar) stammten aus der 1759 eingestürzten Kapelle der äbtlichen Residenz.
Bis zur Auflösung der Abtei Werden im Jahr 1803 im Zuge der Säkularisierung kamen abwechselnd regelmäßig, außer an Ostern, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt und Weihnachten, zwei Geistliche nach Hetterscheidt. Sie erhielten freie Unterkunft und wurden für ihre Dienste mit 40-60 Reichsthalern jährlich entschädigt. Ab 1804 wurde die seelsorgerische Betreuung von zum Teil in Hetterscheidt sesshaften Geistlichen wahrgenommen, andere wiederum versahen ihren Dienst nur an den Sonntagen.
Alte Fachwerkschule Abtsküche mit Glockenturm Aug. 1995
Foto: Ulrich Bangert StaH 10133
Alte Fachwerkschule Abtsküche neben der St. Jakobuskapelle
Foto: GVH 2019
Balkeninschrift Alte katholische Fachwerkschule Abtsküche
CHw 16 S. 41
GOTT ZUM LOBT; HABEN WIER CATHOLISCE GEMEINE ZU HETTERSCHIT DIESES SCHULHAS AUFGEFÜHRET ZU LEHREN DIE CHRISTLICHE JUGENT UND EIN PFLANTZUNG GÖTLICHE TUGENDT AMEN 29. APRIL ANNO 1783